In keinem anderen Land wird so viel über die Auswirkungen der Sonneneinstrahlung geforscht wie in Australien. Jetzt haben die dortigen Gesundheitsbehörden die Richtlinien für einen verantwortungsvollen Umgang mit Sonnenlicht geändert. Das negative Image des Sonnenlichts hat ausgedient. Denn zahlreiche Studien belegen, wie wichtig Sonnenlicht für die Gesundheit ist – solange man sich den UV-Strahlen mit Bedacht aussetzt. 

Neue Richtlinien für den Umgang mit Sonnenlicht

In den neuen Richtlinien unterscheiden die Australier drei Hauttypen: blasse Haut, helle Haut und dunkle Haut. Blasse Haut verbrennt schnell, produziert aber leicht Vitamin D. Dunkle Haut verbrennt allmählich und produziert langsam Vitamin D. Der helle Hauttyp liegt zwischen diesen beiden Typen.

„Der Hauptunterschied zu den alten Leitlinien besteht darin, dass wir dunkelhäutigen Menschen nicht mehr raten, ihre Haut unter allen Umständen vor dem Sonnenlicht zu schützen“, sagt Anne Cust, Krebsepidemiologin und Professorin an der Universität von Sydney. Nur wenn sie sich an sonnigen Tagen mehrere Stunden im Freien aufhalten, wird dunkelhäutigen Menschen empfohlen, ihre Haut durch Kleidung vor Sonnenbrand zu schützen. Für Menschen mit blasser oder heller Haut berücksichtigen die aktualisierten australischen Leitlinien weiterhin das Risiko von Hautkrebs. Aber auch diesen beiden Gruppen wird nun geraten, nach draußen zu gehen und das Sonnenlicht mit Bedacht zu nutzen.

Diese Kehrtwende im Umgang mit Sonnenlicht wird Folgen haben, denn Australien gilt als Vorreiter in Sachen Sonnenlicht und Haut. Dabei muss man wissen: Australien hat die höchste Hautkrebsrate der Welt. Das liegt zum einen daran, dass dort viele hellhäutige Menschen leben und diese generell häufiger von Hautkrebs betroffen sind. Zum anderen ist die UV-Belastung in Australien sehr hoch. Zwei von drei Australiern erkranken einmal in ihrem Leben an Hautkrebs. [1] Aus diesem Grund investiert das Land viel in die Erforschung des Sonnenlichts.

Sonnenlicht hat auch positive Effekte

„Jahrelang haben Dermatologen das Sonnenlicht vor allem als Risikofaktor für Hautkrebs betrachtet“, sagt der britische Professor und Dermatologe Richard Weller in einem Artikel, der im April 2024 in der Daily Mail veröffentlicht wurde. „Dabei haben sie vergessen, dass das Sonnenlicht auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat.“ Diese einseitige Betrachtung des Sonnenlichts hatte zur Folge, dass Pädagogen und Dermatologen allen rieten, ihre Haut im Sommer durch Kleidung vor der Sonne zu schützen und unbedeckte Körperteile wie Hände und Gesicht mit Sonnenschutzmitteln zu behandeln.

Die Befolgung dieser Ratschläge verringerte das Risiko von Hautverbrennungen - und in der Tat ist es wahrscheinlicher, dass sich bei Haut, die mehrfach verbrennt, Formen von Hautkrebs entwickeln. Auf der anderen Seite bedeuteten die Ratschläge der Experten aber auch, dass die Menschen kaum von den positiven gesundheitlichen Auswirkungen des Sonnenlichts profitieren konnten.

Unser Körper braucht UVB-Licht, um Vitamin D über die Haut zu produzieren. Zu viel UVB-Licht kann dem Körper aber auch schaden, in dem es einen Sonnenbrand verursacht. Menschen, deren Haut häufig verbrennt, tragen ein erhöhtes Risiko an schwarzem Hautkrebs zu erkranken. Ein hoher Vitamin-D-Spiegel jedoch kann die Prognose für Patienten mit Melanom verbessern. Laut einer Studie, die 2009 im Journal of Clinical Oncology veröffentlicht wurde, kann ein optimaler Vitamin-D-Spiegel die Heilungschancen erhöhen und die Wahrscheinlichkeit, dass die Krankheit zurückkehrt, verringern.

„Der derzeitige Ratschlag [der britischen Gesundheitsbehörden], die direkte Sonneneinstrahlung zu minimieren, muss ersetzt werden“, fordert Weller. „Ein Mangel an Sonnenlicht verursacht im Laufe der Zeit mehr Todesfälle als das Sonnenlicht selbst“. Er verweist auf eine schwedische Studie, die 2014 im Journal of Internal Medicine veröffentlicht wurde und in der das Vermeiden von Sonnenlicht das Sterblichkeitsrisiko um das Zweifache erhöhte.

Täglich ein wenig UV-Licht

„Das große Problem des modernen Sonnenverhaltens ist, dass wir fast das ganze Jahr über das Sonnenlicht meiden und dann während eines mehrwöchigen Urlaubs mehr Sonnenlicht einfangen, als für die Haut gut ist“, erklärt der britische Professor Weller. „Besser wäre es, jeden Tag zwischen 11 und 15 Uhr so viel Sonnenlicht zu tanken, dass keine Gefahr eines Sonnenbrands besteht, die Haut aber mehr Vitamin D produzieren kann.“

In Australien ist das Sonnenlicht so stark, dass hellhäutige Menschen, die ihr Gesicht, ihre Arme und Beine ungeschützt dem Tageslicht aussetzen, innerhalb weniger Minuten genug UVB-Licht abbekommen haben. In nördlicheren Regionen, vor allem wenn sich die Sonne dort regelmäßig hinter Wolken versteckt, kann das bis zu einer Stunde dauern. „Das bedeutet, dass wir uns in einem Land wie Großbritannien darauf konzentrieren müssen, wie wir mehr Sonnenlicht einfangen können“, sagt Weller. In Großbritannien wie auch in Deutschland bekommen Menschen mit heller Haut in der dunklen Jahreszeit nicht genügend natürliches Sonnenlicht, um ihren Vitamin-D-Bedarf zu decken. In dieser Zeit sind sie also auf Nahrungsergänzungsmittel - oder künstliches UV-Licht - angewiesen.

Sonnenlicht oder Nahrungsergänzungsmittel?

Laut einer US-amerikanischen Übersichtsstudie aus dem Jahr 2016 erhöht ein Mangel an Sonnenlicht das Risiko eines vorzeitigen Todes bei Darmkrebs, Brustkrebs, Prostatakrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-1- und Typ-2-Diabetes, Fettleibigkeit, Alzheimer, Multipler Sklerose, rheumatoider Arthritis, Schuppenflechte und Augenerkrankungen, um nur einige zu nennen. Eine Supplementierung mit Vitamin D, die den Mangel an Sonnenlicht ausgleichen soll, kann das Risiko für diese Krankheiten und Leiden teilweise normalisieren, aber nicht vollständig.

Doch kann das Sonnenlicht noch weitere positiven Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Wer beispielsweise tagsüber Sonnenlicht aufnimmt, sorgt dafür, dass die biologische Uhr des Körpers richtig läuft. Dies verbessert die Schlafqualität und schützt vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Außerdem bewirkt das Sonnenlicht, dass die Hautzellen Stickstoffmonoxid ausschütten, das die Blutgefäße geschmeidig macht und den Blutdruck senkt. „Diese Prozesse haben nichts mit Vitamin D zu tun“, sagt Professor Weller. „Die Einnahme eines Vitamin-D-Präparats kann zwar zur Normalisierung des Vitamin-D-Spiegels beitragen, aber nicht zu all den anderen positiven Effekten des Sonnenlichts.“

[1] https://de.statista.com/themen/126/krebs/

 


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